Über den Künstler Jörg Dieter Koch

Text von Barbara Jahn (www.artsadmin.de)

 

 „Ich schaue auf das Kleine, um etwas Großes zu sehen.“ Dies ist das Credo des norddeutschen Malers Jörg Dieter Koch. Es war der Zufallsfund rostiger Eisenplatten, die ihm den künstlerischen Weg wiesen. Nach Stunden intensiven Malens hatte Koch mal wieder eine Leinwand durchlöchert, worüber er sich maßlos ärgerte. Dann fiel sein Blick im Schuppen zufällig auf jene eisernen Platten, die wie ein Erweckungsruf auf den Künstler wirkten und ihn zu spontanen Malexperimenten inspirierten. Da ihn überdies die farbenprächtigen Oxydierungen des Metalls in unendlich vielen Rotbraunnuancen faszinierten, begann Koch, sich mit dem Thema Rost künstlerisch intensiv auseinanderzusetzen. Viele malerische, zumeist kleinformatige Werke auf rostigem Grund sind seither entstanden. Seine „flüchtigen Originale“, wie er sie selbst nennt, fangen die vergängliche Einzigartigkeit des Moments ein und spiegeln facettenreich seine Schönheit. Hat der Künstler einen Korrosionsprozess auf seinem metallenen Bildträger natürlich oder künstlich, z.B. durch Säure, in Gang gesetzt, entsteht eine aufregende Dynamik aus Aktion, Reaktion und Interaktion. Die Platte spricht, der Künstler antwortet, oder umgekehrt. Rostpigmente, Farbe, Spachtel, Meißel, Bürsten und allerlei anderes Gerät kommen dabei zum Einsatz, bis der eine besondere Augenblick in seiner farblichen Brillanz und strukturellen Lebendigkeit gekommen ist, den Koch dann in einem besonderen Verfahren fixiert, um ihn zu bewahren und ihn teilweise im Flachdruckverfahren zu reproduzieren. Wirken manche seiner experimentellen Rostbilder wie lodernde Sonnen, die pure Energie ins Universum versprühen, scheinen andere den Betrachter in weite stille Landschaften einzuladen. Ein großer Kosmos im Kleinen. 

Als Ausgleich zu den teilweise explosiven Motiven der Eisenplatten beschäftigt sich Jörg Dieter Koch seit 2010 mit der Reduktion in der Malerei. Inspiriert durch die Bilder von Mark Rothko, die Koch seit vielen Jahren begleiten, setzt er sich in seinen Arbeiten mit dem kontemplativen Wirken von Farbe auseinander. Krönung dieses künstlerischen Prozesses ist die Entwicklung der 9er-Farbserie, einer Kombination aus neun monochromen, leicht nuancierten kleinformatigen Bildern, die sich in einer bestimmten Reihenfolge in Dreierreihen zu einer großen Gruppe zusammenfügen lassen. Herzstück dieser kraftvollen Anordnung ist die Farbe Violett, um die sich wie ein Lichtkranz Gelb-, Orange- und Rottöne sammeln und das Farbuniversum nach außen hin öffnen, im unteren Bereich geerdet durch die Farben Blau und Dunkelrot. Speziell für diese Farbserie hat Koch eine variable magnetische Aufhängung entwickelt. Dieses System gleicht eventuelle Ungenauigkeiten beim Hängen der Bilder aus und lädt den Betrachter je nach Lust und Laune zum spielerischen Verändern der Bildanordnung ein. 

Der Künstler lebt und liebt die Kommunikation, dies hat er nicht nur in seiner langjährigen erfolgreichen Tätigkeit als Galerist mit eigener Einrahmungswerkstatt bewiesen. Damals wie heute ist der Kontakt zu seinen Kunden ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit, ja seines künstlerischen Selbstverständnisses, weshalb Jörg Dieter Koch mit seinen Bildern bundesweit vor allem auch auf etablierten Kunsthandwerkermärkten vertreten ist. Für ihn schließt sich der Kreis, wenn sein Werk mit dem Betrachter kommuniziert und Schönheit in ihm erzeugt.